Diagnose: Adhs

Ihr habt bestimmt gemerkt, dass ich in den letzten Tagen hier nicht ganz so aktiv war… Das liegt daran, dass ich am Montag nach monatelanger Diagnostik endlich eine Diagnose für meine 7 jährige Tochter bekommen habe: Adhs.

Das musste ich erstmal sacken lassen!

Ich muss zugeben, dass ich leider früher auch zu den Menschen gehört habe, die Adhs für eine reine Modeerscheinung halten. Ich habe Eltern „verurteilt“, die ihre Kinder mit Medikamenten vermeintlich „ruhig gestellt“ haben und dachte, sie müssten nur dafür sorgen, dass die Kinder sich genug auspowern könnten, dann würde sich das von alleine regeln.

Diese Vorurteile bereue ich mittlerweile total. Und es tut mir leid, dass ich so gedacht habe!

Durch meine Tochter weiß ich nun, wie anstrengend Kinder mit Adhs sind. Und das, obwohl ich intuitiv immer so gut es ging auf mein Kind eingegangen bin. Ich habe immer dafür gesorgt, dass sie ihren Bewegungsdrang ausleben kann. Habe immer dafür gesorgt, dass sie viele (Bewegungs-) Pausen machen konnte, wenn wir z. B. gespielt, gebastelt oder gelesen haben. Und bin ihrem Bedürfnis nachgekommen, sehr lange bei mir im Bett zu schlafen. Teilweise heute noch.

Der erste Kindergarten, den sie besucht habe, arbeitete mit einem offenen Konzept, so dass sie die meiste Zeit draußen oder in der Turnhalle in Bewegung sein konnte.

Aber seit sie in die Schule geht, wird immer deutlicher, dass das nicht reicht. Sie kann sich wahnsinnig schlecht konzentrieren, braucht ewig lange, um mal mit irgendwas anzufangen, eckt immer wieder bei den anderen Kindern an, ist total leicht ablenkbar und bleibt dabei sehr sehr weit unter ihren kognitiven Fähigkeiten, die im oberen Durchschnitt liegen.

Darum war auch die Klassenlehrerin sehr froh, als wir die Diagnostik gestartet haben. Und nun fangen die Sorgen und Gedanken erst richtig an.

Wie wird die Schule reagieren? Hat sie die Möglichkeit und den Willen, auf mein Kind einzugehen und ihm zu helfen?

Wo finde ich einen Therapieplatz, möglichst ohne 1 Jahr auf der Warteliste zu stehen?

Erzähle ich meinem Umfeld von der Diagnose oder bringt das meinem Kind Nachteile?

Und für mich die wichtigste Frage: bin ich bereit, meinem Kind Medikamente zu geben? Und wenn ja, wann fange ich damit an? Welche Nebenwirkungen haben diese Medikamente? Und verändern Sie das Wesen meines Kindes?

Sobald mir der Arztbrief vorliegt, muss ich erstmal einen Gesprächstermin mit der Klassenlehrerin machen.

Und ich habe das dringende Bedürfnis, mich noch sehr viel tiefer über Adhs zu informieren, bin aber regelrecht erschlagen von der Büchermenge, die es auf dem Markt gibt.

Aber durch diese Situation habe ich gerade nicht wirklich den Kopf frei, um zu lesen und Rezensionen zu schreiben.

12 Kommentare zu „Diagnose: Adhs

  1. Liebe Frau Wortverloren,
    Ich stehe einem vergleichbaren Punkt mit ähnlicher Gefühlsachterbahn, habe gerade für meinen Sechsjährigen die Diagnose „Hyperkinetische Störung des Sozialverhalten “ erhalten, das ist sozusagen ADHS mit Zuschlagen.
    Auch hier die Frage nach Medikamenten, Ergotherapie und Psychomotorik hat er aufgrund einiger anderer Diagnosen bereits.Ich tu mich sehr schwer mit der Entscheidung für Medikamente , habe jetzt aber die Vordiagnostik begonnen, da ich fürchte wir werden wegen seiner Gewaltausbrüche bald keine andere Wahl mehr haben, spätestens wenn er stärker sein wird als ich.
    Und er möcht es selbst.
    Trotzdem mache ich mit 1000 Gedanken, was wenn er nicht mehr isst und trinkt, noch agessiver wird
    Geht es wirklich nicht anders…
    Mitfühlende Grüße
    Natalie

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  2. Er ist sechs, geht aber noch nicht zur Schule.Er ist aufgrund seiner Frühgeburt zurück gestellt worden.
    Ich finde es ja bewundenswert, dass deine Tochter mit einem offenen Kitakonzept klar gekommen ist. Der leine Fundevogel ist schon in seiner sehr behüteten Kita mehrfach verschwunden.
    Abgesehen von seinen Problemen ist er ein sehr witziges, einfallsreiches, offenes, herzliches Kind

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    1. Das offene Konzept hat geklappt, weil sie dort machen konnte, was sie wollte. Durch Umzug war sie danach in einer normalen Kita, und da ging es gar nicht. Totalverweigerung. Was sind denn deine Überlegungen zum Thema Medikamente?

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      1. Okay das heißt aber, dass sie grundsätzlich bereit war den Rahmen einzuhalten. Sie wird also nicht in einem fort Kinder geschubst, gebissen, Klos verstopft, Flure unter Wasser gesetzt etc. haben Mein Problem mit dem Kleunen Fundevogel ist, dass er einfach permanent Sachen macht, die auch der größte Laissez-Faire Anhänger nicht erlauben könnte.
        Es geht nur mit Daueraufsicht und strengstem Regelement, auch zu seiner Sicherheit. Er kämpft mit Zähnen und Klauen dagegen.
        Und genau deshalb bin ich geneigt, einen Versuch mit Medikamenten zu wagen, ich würde ihm gern die Freiheiten, Entfaltungsmöglichkeiten geben, die einem neugierigen, unternehmungslustigen Sechsjährigen zustehen, ohne dass er ertrinkt, überfahren wird oder jemand ihm eine scheuert, weil er das Wort „Hurensohn“ am falschen Orte ausprobiert.
        Er war noch nie auf einen Kindergeburtstag oder auch nur zu einer Spielverabredung eingeladen und die Schule, die das eigentlich recht schlaue Kerlchen freiwillig unterrichtet, kann ich mir auch nicht vorstellen.
        Und jeden Tag vom eigenen Kind gebissen,geschlagen, bespuckt und beleidigt zu werden, ist auch bei vielen Liebesbeweisen zermürbend.
        Gestern haben wir die Blutuntersuchung machen klassen, einen Termin für das EKG zu bekommen, erweist sich als schwierig, vor Ende Oktober ist da wohl nix zu wollen.
        Ich merke das entlastet mich auch, die Zeit mich an den Gedanken zu gewöhnen.
        Meine Angst vor den Medikamenten ist enorm, wenn er nun noch mehr abnimmt, der Darm hat schon viel mitgemacht, wenn er noch aggressiver wird oder depressiv?
        Zum Glück hat die Kita uns sehr gute Begleitung zugesagt, parallel läuft eine bindungsorienzierte Therapie, Ergo und ganz viel frische Luft, Bewegung, Struktur etc.
        Nur reicht das anscheinend nicht.

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  3. Als Lehrerin kann ich dir sagen, dass bei uns in der weiterführenden Schule eine solche Diagnose zum Alltag gehört und wir in jeder Klasse mehr als eine Handvoll Schüler haben dürften. Wichtig ist für deine Tochter meiner Erfahrung nach z.B., dass sie vorne an einem Platz sitzt und um sich herum keine Ablenkungen hat. Gut funktionieren bei den Schülern auch Kopfhörer in Stillarbeits/Konzentrationsphasen.
    Versuche es ruhig erst einmal ohne Medikamente. Es gibt Schüler, die das mit bestimmten beim Ergotheratpeuten erlernten Techniken gut in den Griff bekommen. Die meisten, die ich kenne, nehmen allerdings Medikamente und da habe ich tatsächlich bei einigen auch eine krasse Persönlichkeitsverwandlung festgestellt. Einer meiner Schüler ist ein absolut fieser Kerl ohne, aber richtig eingestellt ist er zugänglich und freundlich, ohne ruhiggestellt zu wirken.
    Ich finde nicht, dasss man die Diagnose verschweigen sollte, weil es zum Verstehen des Kindes beiträgt. Aber das ist natürlich jedem selbst überlassen.
    Viele Grüße!

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  4. Als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin in Ausbildung kann ich mich Stefanini anschließen: ADHS-Kinder gehören im Alltag schon dazu.
    Wenn du ein gut verständliches Buch mit Tipps und Tricks für den Alltag suchst, dann kann ich dir auf jeden Fall „Trotzkopf und Wackelpeter“ von Döpfner empfehlen. Es ersetzt natürlich keine Therapie, aber überbrückt vielleicht mit hilfreichen Ideen die Zeit bis dahin. In Ambulanzen oder Instituten, die auch Ausbildungen für Therapeuten anbieten geht es erfahrungsgemäß mit der Therapieplatzvermittlung übrigens schneller, als bei niedergelassenen Therapeuten.

    Eine Persönlichkeit kann durch Medikamente übrigens auf keinen Fall verändert werden! Da muss ich ganz klar widersprechen. Die Medikamente sollen den Kindern helfen die Impulskontrolle zurück zu erlangen, eine bessere Konzentration hervorzurufen und motorisch etwas ruhiger zu werden. Wenn das Kind mit den Medikamenten plötzlich ganz freundlich und lieb ist, dann war es das schon immer (nur Erkrankung hat es überdeckt). Bei den Medis solltest du dich gut beraten lassen. Manchmal benötigen Kinder diese auch nur während der Schulzeit und in den Ferien können sie dann wieder ganz ohne auskommen. Das ist allerdings von Kind zu Kind unterschiedlich.

    Auch schon für deine eigenen Psychohygiene solltest du mit anderen darüber reden. Und manchmal findet man dann doch schneller jemanden, der den gleichen Rucksack zu tragen hat. Wie gesagt, ungewöhnlich ist das wirklich nicht.

    Liebe Grüße
    Ines

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    1. Danke für deinen Kommentar, der ist sehr hilfreich für mich. Das Buch habe ich mir direkt bestellt. Und dein Rat, mir jemanden zum Reden zu suchen, ist auch super, da bin ich mich gerade am informieren, wo es zb. Gruppen für den Austausch gibt usw.

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    1. Klar, für Bewegung sorge ich, wo immer es möglich ist. Meditation oder autogenes Training klappt nicht, da kann sie sich gar nicht drauf einlassen. Zur Zeit sind schon die abends 10 Minuten im Bett liegen und vorgelesen bekommen nicht möglich…

      Gefällt 1 Person

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