Leuchtende Lyrik #2

Der Kuß

Es regnet – doch sie merkt es kaum,
weil noch ihr Herz vor Glück erzittert:
Im Kuß versank die Welt im Traum.
Ihr Kleid ist naß und ganz zerknittert

und so verächtlich hochgeschoben,
als wären ihre Knie für alle da.
Ein Regentropfen, der zu Nichts zerstoben,
der hat gesehn, was niemand sonst noch sah.

So tief hat sie noch nie gefühlt –
so sinnlos selig müssen Tiere sein!
Ihr Haar ist wie zu einem Heiligenschein zerwühlt –
Laternen spinnen sich drin ein.

Wolfgang Borchert (20.5.1921 bis 20.11.1947)

Wolfgang Borchert ist nicht unbedingt wegen seiner Gedichte bekannt. Sein bekanntestes Werk ist sicherlich sein Heimkehrerdrama „Draußen vor der Tür“, welches ihn im Januar 1947 bekannt gemacht hat. Wirklich berühmt wurde er aber erst nach seinem Tod im Alter von 26 Jahren im Jahr 1947.

Einigen Lersern sind vielleicht einige seiner Kurzgeschichten bekannt, die gerne zum Thema Trümmerliteratur als Schullektüre gelesen werden. So habe ich in der 8. Klasse meine Liebe zu Wolfgang Borcherts Werken durch die Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ entdeckt.

Ich kann definitiv empfehlen, sein Gesamtwerk zu lesen.

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