Kirche geht also auch anders: „Do legst di nieda!“ von Stephan Maria Alof

Dieses Buch möchte ich allen Menschen empfehlen, die – wie ich – zwar an Gott glauben, aber mit der Kirche hadern.

Der Autor dieses Buches wäre gerne katholischer Priester geworden, dieser Weg wurde ihm aber aufgrund seiner Homosexualität verwehrt. Dennoch engagiert er sich schon sein Leben lang in der Kirche, um die Kirche moderner zu gestalten. Und vor allem nimmt er in diesem Buch kein Blatt vor den Mund, was Kritik angeht.

Er verurteilt ganz deutlich den Mißbrauch und das Vertuschen, den Pomp und die Machtgier und das Festhalten an alten Strukturen. Er zeigt deutlich, dass Kirche auch anders sein kann. Dass sie so sein kann, dass Menschen gerne in die Kirche gehen, gerne Gottesdienst feiern. Und er hat eine Menge Ideen, wie sich die Kirche ändern muss, damit dies geschehen kann. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Ich habe mich selber als Kind gerne in der Kirche engagiert, war in Kindermessvorbereitungskreisen, habe in diversen Kirchenchören gesungen usw. Aber irgendwann bin ich aus meiner Heimatgemeinde weggezogen und habe es nicht geschafft, in einer neuen Gemeinde Anschluss zu finden.
In der Kommunionvorbereitung meines Sohnes habe ich als Katechetin gearbeitet und dabei deutlich gemerkt, wie Kirche funktioniert. Man muss schleimen und in Popos kriechen, um überhaupt gesehen zu werden. Bloß keine Kritik üben! Und auf jeden Fall alles immer genauso machen, wie es vorgegeben ist, bloß nicht auf die Kinder eingehen. Auf keinen Fall irgendwas ändern – und wenn, dann nur heimlich.
Daraufhin habe ich mich wieder abgewandt von der Kirche, gebe ich zu.

Und genau deshalb hat mir dieses Buch hier wirklich gefallen! Es sind persönliche Erfahrungen des Autors, aber ebenso Einblicke in Kirchenstrukturen und veraltete Regeln. Er hebt einfach mal eine ganze Menge Teppiche hoch, um das hervorzuholen, was darunter gekehrt wurde. Auf so ein Buch habe ich lange gewartet.

Und ich habe gespürt: Gäbe es hier eine Gemeinde wie Sankt Max (die Gemeinde des Autors), würde ich mit Freude in die Kirche gehen.

Kurzbeschreibung: »Du bist need nur da Hamma, sondern’s ganze Werkzeugkistl« – sagen manche, die ihn kennen: Denn Stephan Alof geht immer aufs Ganze, egal was er anpackt. Wenn er sich als Pfleger und Betreuer liebevoll um alte Menschen, AIDS-Kranke, Sterbende und Trauernde kümmert und ein stets offenes Ohr für deren Anliegen hat. Wenn er im Münchner Glockenbachviertel innerhalb weniger Jahre eine Reihe gutgehender Lokale und eine Eisdiele mit Namen wie »Jessas« »Maria« und »Josef« aus dem Boden stampft oder zukünftig als Bestatter vieles anders machen will, als es bislang üblich ist. Seine Fantasie, aus Räumen faszinierende Erlebniswelten zu machen und Projekte anzuschieben, kennt keine Grenzen. Beim Trödler organisiert er Möbel, Lampen und tolle Dekorationen für seine Läden oder verwandelt Kirchenräume in einen Paradiesgarten. Zur Bergmesse lädt er aufs Dach eines Hochhauses ein und legt mit zahlreichen Helfern Blütenteppiche.
Stephan Maria Alof sagt über sich selbst, dass er ein »verrückter Hund« ist, auch weil er sich seit zwei Jahrzehnten in St. Maximilian, einer katholischen Kirche mitten in München engagiert. Dabei kennt er mehr als eine Enttäuschung: Seinen Kindheitstraum, Priester zu werden, durfte er nicht leben, weil er sich zu seiner Homosexualität bekannte. Andere mit gleicher Neigung haben in der Kirche Karriere gemacht und bekleiden Amt und Würden – weil alle die Klappe halten. Die verlogene Doppelmoral mancher katholischer Amtsträger ist Stephan Alof zutiefst zuwider. Und er ist traurig und zornig zugleich, wie aus einem verdrehten Selbstverständnis der Kirche viel Leid entsteht. Wenn Protz, Machtgier und Gewalt in einem krassen Gegensatz zur Lehre Jesu stehen. Dennoch engagiert sich Stephan Alof seit Jahrzehnten für seine Kirche. Denn es geht ihm nicht um die Institution, sondern um die Menschen und die lebensbejahende Botschaft Jesu. An der Seite von Pfarrer und Bestseller-Autor Rainer Maria Schießler entwickelt er die coolsten Ideen, um verstaubten Traditionen neues Leben einzuhauchen und Menschen zu begeistern. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu befähigen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. »Mach was draus«, lautet sein Credo. Der Erfolg gibt ihm Recht: Nicht nur die Gaststätten finden regen Zulauf, sondern Woche für Woche ist sonntags die Kirche voll. Alles, was er anschiebt, ist eine Einladung in die Freiheit. Und es ist eine Freude zu sehen, wie das Glück einzieht, wenn erstarrte Strukturen aufbrechen.

ISBN: 978-3-96340-182-4

Seitenzahl: 192

Verlag: Bene!

Preis: 18,00 Euro

6 Kommentare zu „Kirche geht also auch anders: „Do legst di nieda!“ von Stephan Maria Alof

  1. Ich selbst hab auch ein paar Bücher von Kirchenkritikern gelesen und diese waren sehr einseitig gehalten. Dass man Kirche auch kritisieren kann, ohne sie von vornherein zu verdammen, haben schon Eugen Drewermann und viele andere gezeigt.

    Hier einmal ein neuer Ansatz. der nicht provozieren, sondern zusammenführen möchte. Die Kirche als Treffpunkt von Menschen, die eine Gemeinschaft in Frieden bilden, ohne Ab- und Ausgrenzung. Das war der Sinn der Ur-Christen.

    Mir geht es auch inzwischen so, dass ich an Gott zwar glaube, aber das Vertrauen in sein „Bodenpersonal“ verloren habe. Und wenn sich nichts radikal ändert, gibt es in hundert Jahren keine Kirche mehr, die ernst zu nehmen ist.

    Wieder gut geschrieben deine Rezension, die wie immer gleich ohne Umschweife zur Sache kommt. Macht Appetit auf mehr. Werd mir das Buch auf jeden Fall bestellen.

    Danke dir für diesen Tipp 🙂

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