
Ich kenne das Buch „Die kleine Hexe“ noch aus meiner eigenen Kindheit und habe es meinen großen Kindern auch vorgelesen, als sie klein waren. Ich mag die Geschichte sehr gerne und war gespannt darauf, wie sie für Leseanfänger aufgearbeitet wurde.
Was mir direkt aufgefallen ist, sind die schönen, bunten Illustrationen in diesem Buch. Die lockern den Text super auf.
Der Text ist gekürzt, beinhaltet aber alles, was für die Geschichte wichtig ist. Es ist aber weniger düster. Ich kann mich daran erinnern, dass die bösen Hexen im Original böser und das Ende unheimlicher war. Dass das ein bißchen „weichgespült“ wurde, finde ich für Leseanfänger gar nicht falsch. Der Text ist einfacher und kindgerecht, auch wurde er der heutigen Zeit angepasst und ein wenig modernisiert.
Ich muss aber zugeben, dass ich lieber dem Original treu bleibe. Ich denke, man kann Kindern auch einfach alte Dinge, die sie heute nicht mehr kennen, erklären. Und auch Kinderbücher dürfen aufregend und spannend sein. Und gerade Otfried Preußler hatte so eine besondere Art zu schreiben – ich denke, daran sollte man gar nichts verändern. Bücher für Leseanfänger gibt es eine Menge auf dem Markt. Darum kann man ruhig warten, bis die Kinder so weit sind, das unveränderte Buch zu lesen. Sollten die Kinder aber sonst gar keinen Zugang zu Büchern haben, ist dieses hier aber ein schönes Geschenk. Denn die Geschichte ist und bleibt super.
„Die kleine Hexe“ ist nicht der einzige Kinderbuchklassiker, der in einer Version für Erstleser neu rausgebracht wurde. Und bisher ging es mir bei all diesen Büchern so, dass ich sie überflüssig fand.
Es gibt einen riesigen Markt für Erstlesebücher. Ich finde, der reicht völlig aus. Warum mit den Klassikern nicht einfach warten, bis die jungen Leser soweit sind, sie zu lesen? Oder noch besser: warum nicht einfach vorlesen? Das geht oft schon deutlich früher, weil man direkt mit den Kindern über das Gelesene sprechen kann. Man kann erklären, was nicht verstanden wird und verbringt auch noch Zeit miteinander!
Viele der Kinderbuchklassiker sind zurecht Klassiker. Weil sie einfach gut sind (und nicht besser gemacht werden können). Und weil sie zeitlos sind!
Okay finde ich, die „alten“ Bücher mit modernen Illustrationen aufzupeppen, weil das den Text auflockern kann und Kinder Bilder einfach lieben. Aber nötig ist das auch nicht.
Mein Fazit: Lieber den Kindern die Originale vorlesen. Oder einfach später geben zum selber lesen. Bücher für Leseanfänger gibt es genug!