
Dieses Buch hat 2021 den internationalenLiteraturpreis gewonnen, und ehrlich gesagt hat mich das erstmal abgeschreckt. Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass „ausgezeichnete“ Bücher mir meistens nicht gefallen.
Als ich „Die jüngste Tochter “ dann zu lesen begonnen habe, hat es mich aber sehr schnell gefesselt. Es ist keine Erzählung, kein richtiger Fließtext, sondern wirkt eher wie Scherben mit Farimas Erinnerungen, Gefühlen und Gedanken, aus denen sich dann das Bild der Ich-Erzählerin zusammensetzt. Das finde ich wirklich großartig gemacht!
Die Ich-Erzählerin Farima Daas ist eine junge muslimische Frau, die jüngste Tochter, die ungewollte Tochter. Sie wächst in Frankreich auf, hat aber algerische Wurzeln. Und sie ist homosexuell, darf dies aber in ihrem Glauben und ihrer Kultur nicht sein. Sie hat niemandem, mit dem sie über ihre Gefühle reden könnte, ist gläubig, fühlt sich aber schuldig. Und als Leser können wir sie auf ihrem Weg begleiten.
Wirklich ein beeindruckendes Buch!
Kurzbeschreibung:
»Fatima Daas liefert den literarischen Ausbruch aus einer Welt, die Queers mit Schuld und Scham bestraft. Und sie erzählt ihre Geschichte so klar, so poetisch und so furchtlos, dass es schwerfällt, das Buch nicht in einem Zug wegzuatmen.« Hengameh Yaghoobifarah
Ich heiße Fatima. Ich trage den Namen einer heiligen Figur des Islam. Ich trage einen Namen, den ich ehren muss.
Fatima ist das Kind, auf das keiner mehr gewartet hat, die Nachzüglerin, die einzige Tochter, die in Frankreich und nicht in Algerien zur Welt gekommen ist. Sie wächst mit ihren Schwestern in der berüchtigten Banlieue Clichy auf. Liebe und Sexualität sind in ihrer Familie ein Tabu. In der Schule ist Fatima unangepasst, laut und voller Wissensdurst. Sie hängt am liebsten mit den Jungs herum und fühlt sich falsch in ihrer Haut. Bis sie Nina trifft und ihre eigenen Gefühle für sie erkennt. Doch eine Frau zu lieben, bringt sie nicht nur in Konflikt mit ihrer Familie, ihrem Glauben, sondern auch mit sich selbst.
Atemlos und ungeheuer sprachgewaltig zeigt Fatima Daas mit ihrem vielbeachteten Debüt, dass man sich nicht entscheiden muss und dass die Zerrissenheit der eigenen Identität kein Makel ist. Eine beeindruckende Geschichte weiblicher Selbstermächtigung – dieser Roman ist ein Befreiungsschlag!
ISBN: 978-3-546-10024-3
Seitenzahl: 192
Verlag: Claassen
Preis: 20,00 Euro