
Wie in jeden Ferien hat meine Grundschülerin ein „Übungsheft“ von ihrer Lehrerin bekommen, das sie in den Ferien bearbeiten soll. Und wie jedes Jahr habe ich es zu Beginn der Ferien in die Papiertonne befördert, denn meine Kinder machen in den Ferien NICHTS für die Schule!
Meine Kinder lernen in ihren Ferien mehr, als sie im ganzen Schuljahr lernen. Sie lernen, Langeweile auszuhalten und sich selbst zu beschäftigen. Sie lernen, selbst zu merken, wann sie müde sind und wie viel Schlaf sie brauchen. Sie dürfen Nächte durchmachen und Tage verschlafen und müssen gleichzeitig dann aber auch aushalten, wenn sich hinterher rausstellt, dass sie einen tollen Tag mit Freunden „verpennt“ haben.
Sie lernen, wie frei man sich fühlt, wenn man seinen Tag selbst gestalten und den ganzen Tag draußen sein kann. Sie lernen, wie sich die Welt im Dunklen verändert, wie laut die leisesten Geräusche dann sein können und wie gruselig der vertraute Garten.
Sie lernen, sich um ihre Schulsachen fürs neue Schuljahr selbst zu kümmern, indem sie sie mit ihrer Materialliste selbst einkaufen gehen.
Sie lernen, mit anderen Kindern zu spielen, aber auch zu streiten und gezwungenermaßen Konflikte zu lösen – denn wenn man am nächsten Morgen beim Nachbarskind klingeln geht, ist es echt blöd, wenn dieses Kind noch sauer auf einen ist.
Ja, vielleicht haben sie in den Ferien kurzzeitig vergessen, wie das Einmalseins ging oder die schriftliche Division. Aber spätestens wenn die Schule wieder läuft und dieser Kram wieder abgerufen wird, kommt er auch zurück ins Gedächtnis. Und wenn nicht, darf das Kind später eh den Taschenrechner benutzen.
Schule gehört nicht in die Ferien, gar nicht. Freiheit gehört in die Ferien. Und Selbstbestimmung. Und das vertrete ich auch seit 12 Jahren allen Lehrern gegenüber, damit meine Kinder diesen Kampf nicht austragen müssen.
Genauso soll es sein. Ferien sind Ferien und Schule ist Schule. Mein Opa sagte immer: Schnaps ist Schnaps! Dabei hat er gar keinen getrunken.
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Bei uns war gestern der letzte Schultag, und ich war sprachlos, als mir der Enkel zeigte, was er alles in den Ferien machen soll. Ich glaube, ich muss deinen Beitrag kopieren und meiner Tochter zeigen. Du hast ja so recht und führst so viele gute Gründe an, um dieses Aufgabenheft des Enkels in die Tonne zu werfen. Danke dafür ❤
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Gerne! Ich finde einfach, das muss mal ausgesprochen werden! Was man fürs Leben lernt sollte immer wichtiger sein als das, was man für die Schule lernt. Du kannst meinen Text gerne weitergeben.
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Habe ich inzwischen gemacht, liebe Daniela.
„Sehr, sehr cool“, hat meine Tochter geantwortet. „Hab‘ den Link auch gleich an meine Muttis weitergeleitet“
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Aus meiner Schulzeit, die nun mehr als ein halbes Jahrhundert zurückliegt, klafft immer noch eine Bedrängnis herauf: Hausaufsatz schreiben in den Ferien. Ich hab’s in den Ferien tatsächlich nie geschafft. Am vorletzten Abend setzte ich mich dann hin, die Mutter im Rücken . . .
In den Ferien war ich so frei, mir die Freiheit zu nehmen, konsequent. Komme, was wolle, die Schule mit dem Ranzen unterm Bett begraben.
Dein Text, Daniela, wirkt auf mich wie eine lyrische Revolte: Freiheit ist ein unschätzbares Gut, und Ferien sind Freizeit in Freiheit. Freizeit fühlt sich da ganz anders an. Danke für deinen Post, JL
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Vielen Dank für deine lieben Worte!
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Alles Gute dir und deinen Kindern, erholsame Ferien! JL
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