Ich habe eine 10 jährige Tochter mit diagnostizierter ADHS und vermuten die gleiche Diagnose auch bei mir und meinem ältesten Kind. Leider machen wir beim großen Kind gerade die gleiche Erfahrung, die Angelina Boerger auch in ihrem Buch „Kirmes im Kopf“ schildert: nämlich wie schwer es ist, sich als erwachsener Mensch diagnostizieren zu lassen. Sogar in den Unikliniken der Umgebung ist es zur Zeit unmöglich, einen Termin zu bekommen. Man wird nicht mal auf eine Warteliste aufgenommen.
Meinem großen Kind und mir hat Kirmes im Kopf sehr gut gefallen. Die Infos, die die Autorin hat einfließen lassen, waren uns schon aus anderen Büchern bekannt, besonders weil ich mich aufgrund der Diagnose meiner Tochter schon intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. Aber die persönlichen Erfahrungen der Autorin hatten einen sehr hohen Mehrwert für uns. Und gerade für mein großes Kind brachte es einige Aha-Momente. Wir haben uns oft wiedererkannt, und uns hat das Buch den nötigen Schubs gegeben, eine Diagnostik für das Kind anzustreben.
Ich finde, auch wenn Selbstdiagnosen immer schwierig sind, ist es gut, dass es solche Bücher gibt, die einem die Augen für mögliche Diagnosen öffnen. Einfach weil sie einen Menschen in Bewegung bringen können. Und auch wenn sich dann die Adhs Diagnose nicht bestätigt, gibt es aber vielleicht eine andere. Auf jeden Fall setzt man sich mit sich selbst auseinander.
Und ich finde es immer spannend, zu lesen, welche Strategien ein Mensch entwickelt, um mit Defiziten umzugehen. Auch hier gab es einige Tipps und Tricks zu lesen, die den Alltag erleichtern können.
Für mich war Kirmes im Kopf auf jeden Fall eins der besten Bücher zum Thema Adhs, das ich in letzter Zeit gelesen habe.
Kurzbeschreibung:
Lange Zeit fragt sich Angelina Boerger: Bin ich einfach chaotisch und kann nicht gut mit Stress umgehen, oder steckt vielleicht mehr dahinter? Mit Ende zwanzig erhält sie schließlich die Diagnose »AD(H)S im Erwachsenenalter« und ist erleichtert: Endlich hat die Kirmes in ihrem Kopf einen richtigen Namen.
Schätzungsweise 2,5 Millionen Erwachsene sind in Deutschland von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz AD(H)S, betroffen. Die Symptome bei Erwachsenen sehen in der Regel anders aus als bei Kindern und auch das Bild des klassischen »Zappelphilipps« ist längst überholt. Aber warum wissen wir über AD(H)S im Erwachsenenalter so wenig? Warum ist der Weg zur Diagnose so lang? Und wieso erhalten gerade Mädchen und Frauen oft sehr späte oder falsche Diagnosen?
Diese und mehr Fragen beantwortet Angelina Boerger in »Kirmes im Kopf«. Sie klärt über die gängigsten Vorurteile gegenüber Menschen mit AD(H)S auf, berichtet von den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen – und erzählt mit Leichtigkeit und Witz aus ihrem Alltag: von Lernkrisen während des Studiums und Busfahrten ans falsche Ende der Stadt über Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen bis hin zu übersprudelnden Ideen und kreativem Potenzial. Denn das Gehirn von Menschen mit AD(H)S tickt etwas anders – aber wer sagt eigentlich, dass das etwas Schlechtes ist?
ISBN: 978-3-462-00461-8
Seitenzahl: 304
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Preis: 18,00 Euro
Vielen Dank für Deine Buchvorstellung. Ich habe mir das Buch gerade besorgt. Mein Ziehsohn hat seit letztem Juni auch die Diagnose ADHS …. er ist 26.
Wer sagt, dass Menschen mit ADHS einfach nur „nicht stillsitzen können“, der hat noch nicht wirklich mit jemandem gelebt, der ADHS hat. Für mich als „Mutter“ ist es einfach nur schrecklich zu sehen, wie jemand sich seit Jahren mit Dingen quält, die mir leicht von der Hand gehen (Management/Job/zwischenmenschliche Beziehungen) und wie jemand, der nicht weiß, warum er so ist wie er ist, auch einen Selbstmord in Betracht zieht …..
Eine Diagnose zu haben ist das Eine, eine Therapie zu bekommen ist dann das Andere. Wartelisten von 12 – 14 Monaten oder geschlossene Wartelisten bei denen man keine Chance hat aufgenommen zu werden. Was, wenn man dringend eine Lösung braucht?
Servicewüste Deutschland ……
Gruß
Babsi
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