
Über dieses Buch hatte ich im Vorfeld sehr viel Positives gelesen und gehört. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen.
Und ich muss sagen, dass auch mir dieses Buch wirklich gut gefallen hat.
Im Prinzip erzählt die Autorin „nur“ die Lebensgeschichte von 12 Frauen in Großbritannien. Aber diese Frauen sind wirklich sehr verschieden. Zwar sind alle people of color, haben aber unterschiedliche sexuelle Orientierungen, Träume, Werte, Lebensentwürfe usw. Dadurch wirft man einen Blick auf völlig verschiedene und interessante Frauen.
Das ist aber noch nicht das Besondere an diesem Buch. Besonders finde ich, wie großartig die Autorin die Leben der Frauen miteinander verknüpft hat. Mal ist die Verbindung sehr deutlich (z.B. Mutter und Tochter oder beste Freundinnen), mal berühren sich ihre Leben kaum.
Aber der Autorin ist es gelungen, alle Geschichten sinnvoll und gelungen ineinander fließen zu lassen. Das hat mich absolut beeindruckt!
Seltsam finde ich die fehlende Interpunktion. Es gibt quasi keine Punkte am Ende der Sätze und dementsprechend auch keine Großschreibung am Satzanfang. Das stört nicht wirklich beim Lesen, weil die Autorin jeden neuen Satz in einer neuen Zeile beginnen lässt. Aber ich habe mich das ganze Buch über gefragt, wozu das gut sein soll?!
Natürlich ist mir klar, dass es ein bewusst gewähltes Stilmittel ist, und ich vermute, dass dies zusätzlich das Ineinanderfließen der einzelnen Frauenleben unterstreichen soll, aber mir gefällt es nicht.
Für mich ist das Buch so gut, dass es dieses Stilmittel absolut nicht gebraucht hätte. Die Frauen stehen für sich.
Die fehlende Interpunktion wirkt auf mich too much, als habe die Autorin dieses Stilmittel gewählt, um sich selbst als besonders künstlerisch darzustellen. Und das wäre nicht nötig gewesen.
Kurzbeschreibung:
Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben.
Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden.
ISBN: 978-3-608-50484-2
Seitenzahl: 512
Verlag: Tropen
Preis (HC): 25,00 Euro
Fehlende Interpunktion ist ein Stilmittel, das häufig in einer Erzähltechnik gebraucht wird, die man als Bewusstseinsstrom bezeichnet. Wer je „Ulysses“ von James Joyce gelesen hat (oder versucht hat zu lesen XD), der weiß sofort, was gemeint ist. Wolfgang Koeppen wollte seinen Roman „Tauben im Gras“ ebenfalls ohne Interpunktion schreiben, aber der Lektor ließ ihn nicht (wofür ich ihm sehr dankbar bin, da ich sonst einen der herausragendsten Romane des 20. Jahrhunderts nicht bis zum Ende gelesen hätte)… Meinen Respekt, dass du es geschafft hast, diesen Roman komplett durchzulesen, der Bewusstseinsstrom ist definitiv nicht jedermanns Sache und wird heute kaum noch von Autoren verwendet.
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Danke für die Erklärung. Da lag ich ja mit meiner Vermutung, warum es gemacht wird gar nicht so verkehrt. Aber wie gesagt, ich sehe den Mehrwert beim Lesen nicht…
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Nie werde ich verstehen, wie du es machst täglich ein Buch zu lesen. Bei dünnen Kinderbüchern vielleicht, aber bei Büchern mit ein paar hundert Seiten und bei denen man ja auch gelegentlich ein bisschen darüber nachdenken muss. Und da hattest du doch auch noch ein Paar Kinder und ein Leben …. 😉
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Du, ich lese gar nicht jeden Tag ein Buch. Höchstens ein Kinderbuch. Aber ich habe schon vor diesem Blog viel gelesen und rezensiere ja auch ältere Bücher. Außerdem kann ich tatsächlich sehr schnell lesen und es ist meine Freizeitbeschäftigung.
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Trotzdem eindrucksvoll 😉
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Thank you for your thoughts on this one. While I can appreciate an author who can take a large cast, and make their stories flow together, the lack of punctuation would be off putting. Enough for me to give this book a pass.
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Ich habe eine Leseprobe von diesem Buch gelesen und fand die beschriebenen Personen super interessant, die fehlende Interpunktion aber auch sehr störend. Ich finde mich in deiner Rezension also sehr gut wieder. 🙂 Ich denke wegen dieses Stilmittels werde ich das Buch leider auch eher nicht lesen.
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